Biographische Selbst- Auskunft: Paul-Christoph Trüper

Ich bin nebenberuflich aktiver Kulturwissenschaftler mit einer Spezialisierung in Philosophie. Aktuell beschäftigen mich besonders Fragen aus der Philosophie der Kindheit und der biographischen Entwicklung von Menschen. Diese Nachforschungen verdichten sich allmählich zu einem Dissertationsprojekt. Darüber hinaus trägt meine Beschäftigung mit Behinderungen Aspekte zu meinen Recherchen bei.

Generell liegen Schwerpunkte meiner Arbeit in der Praktischen Philosophie – Ethik in Anwendung auf verschiedene Lebenskontexte und Zusammenhänge – und in der Sozialphilosophie. Kulturgeschichtlich habe ich mich im Langen 19. Jahrhundert (Frühe Moderne) bis zum Ersten Weltkrieg einquarrtiert: Ich interessiere mich speziell für die Wandlungsprozesse, durch die aus traditionelleren Gesellschaftsformen allmählich moderne Gesellschaften hervorgingen, und bewege mich auf den Spuren der noch immer offenen Suche nach gerechteren Alternativen gesellschaftlicher Organisation. Ein Zentrum meiner Überlegungen und Nachforschungen bildet die Frage, auf welcher gedanklichen Grundlage Menschen ihr persönliches Leben und ihr gemeinsames Zusammenleben einrichten.

Bei meiner Auseinandersetzung mit Behinderungen war mir die Philosophie des Körpers eine wichtige gedankliche Quelle, und die Theorie und Ethik der Medizin ein sachlich unumgängliches Feld. Ebenfalls aufgrund eigener Erfahrungen interessiere ich mich für die Zukunft der Arbeitswelt und aus Interesse an einer menschlichen Zukunft zunehmnd für ökologische Themen. In kreativen Projekten bringe ich einige meiner vielfältigen Themen darüber hinaus auf eine andere, intuitive Art ins Spiel.

Auf TextTräger fächere ich das Spektrum meiner bisherigen Arbeiten öffentlich auf und stelle ausgewählte eigene Texte, Online-Projekte und Portfolios zur Diskussion. Beruflich bin ich seit mittlerweile über 5 Jahren für die Inklusion an Hochschulen aktiv. Meine kulturwissenschaftlichen und kreativen Recherchen und Projekte (ent-)stehen grundsätzlich alle neben dieser Tätigkeit – mit Ausnahme einiger Berühungspunkte bei Behinderungsthematiken.

Mit welchen Themen eine Biographie in Berührung kommt und an welchen sie im Laufe ihrer Lebensjahre mitwirken kann, ist vermutlich nie selbstverständlich.  In einer Lebenssituation wie meiner ist es wohl noch weniger selbstverständlich, dass ich die Chance hatte, mit einer Vielfalt an Themen in Kontakt zu kommen und in Debatten darüber einzutreten.

Zur Person – von Station zu Station

Im August 1983 wurde ich einige entscheidende Tage zu früh geboren und lebe seitdem mit den Auswirkungen einer schweren Mobilitätsbehinderung und in ständiger Begleitung verschiedener Rollstühle. Nach meiner Grundschulzeit an der Fritz-Felsenstein-Schule für Körperbehinderte nutzte ich die Möglichkeit, ans Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg zu wechseln, und erreichte dort 2004 mit Erfolg ein neusprachliches Abitur.

Nach dem Schulabschluss entschied ich mich erstmals, im Studium meinen eigenen Interessen – vor allem denen für vielfältiges Denken – zu folgen und schlug so einen kulturwissenschaftlich geprägten Arbeitsweg ein: Ich nahm mein Bachelorstudium im frisch gebackenen fächerübergreifenden Studiengang European Studies („Europawissenschaften”) auf und studierte eingangs an der Universität Augsburg (Erstsemester) und den bedeutendsten Teil des Studiums an der Universität Passau. Dort erhielt ich 2008 meinen kulturwissenschaftlichen Bachelor.

Bis Ende 2010 war ich daraufhin als Projektmitarbeiter bei einem staatsnahen Kompetenzzentrum für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien in der internationalen Kommunikation von Kooperationsprojekten und Konzepten engagiert. Nach dieser ersten konkreten Berufserfahrung in einem politischen Handlungsfeld entschloss ich mich, meine kulturwissenschaftliche Grundkompetenz theorethisch zu vertiefen. Mich treibt der Wunsch, meine kritischen Nachforschungen und Fragen auf einer umfassender durchdachten Basis weiterzuführen.

Im Masterstudium der Philosophie nutzte ich die Gelegenheit, eigene und erzählte Erfahrungen sorgfältig und von vielen Seiten her zu reflektieren. Die Philosophie stellte mir und anderen dazu ihre einzigartigen, ihr speziell zugehörigen, Mittel und Möglichkeiten bereit, um meinen analytischen Blick zu schulen. Nun kann ich mein Engagement in diversen gesellschaftlichen Bereichen auf ein erweitertes Spektrum an Erkenntnissen und Methoden aufbauen. Es ist mir weiterhin wichtig, mich mittels konkreter Projektarbeit, aber auch durch Diskussionsbeiträge und Ideenentwicklung zu beteiligen.

Diesen zweiten Studienabschnitt begann ich mit ehrgeizigen Reflexionsanliegen und blieb der Philosophie mit großer Begeisterung treu. Den dazugehörigen Quereinstieg ermöglichte mir 2011 der Master-Studiengang der Universität Regensburg. 2013 wechselte ich an das renomierte Philosophische Seminar der Universität Münster, um insbesondere meinen fachlichen Interessen in der Praktischen Philosophie gezielter nachgehen zu können.

Am Münsteraner Seminar hatte ich das Glück, die Philosophie anhand der ganzen Breite ihrer – teils sehr kontroversen – Positionen erleben zu dürfen und die Chancen zu erfahren, die in philosophischer Diskussion und Meinungsbildung – über die Kontroversen hinaus! – liegen. Das offene, vielseitige Diskussionsklima in Münster und der aufgeschlossene Umgang mit der intellektuellen Neugier des Nachwuchses haben mich nachhaltig beeindruckt. Sie sollen auch meine eigene Arbeitshaltung fortan prägen. Im September 2014 brachte ich mein Masterstudium an der WWU Münster mit einer reproduktionsethischen Arbeit zum Behinderungsverständnis sehr erfolgreich zum Abschluss.

Im Beruf: Sich klug anstellen (lassen).

Vom Masterabschluss führte der Weg unerwartet und hauptberuflich in die Inklusionsarbeit an Hochschulen: 2015 - 2017 unterstützte ich an der Universität Kassel als Koordinator Studium und Behinderung im Rahmen der dortigen Inklusionsarbeit akademischen Nachwuchs, dessen Sondersituation mir selbst sehr nahe ist. 

Im April 2017 gelang der Wechsel an die Goethe-Universität Frankfurt. Über drei Jahre kümmerte ich mich als zuständiger Projektkoordinator im Gleichstellungsbüro um Konzeption und Ausführung eines Aktionsplans Inklusion für die Frankfurter Universität. Anschließend konnte ich als Referent bei der Inklusionsbeauftragten auf eine dauerhafte Stelle wechseln und die Thematik weiterverfolgen. Seit Frühjahr 2020 wohne ich wieder in Augsburg.

Und sonst ?

In den übrigen halben Tagen und aller verbleibenden Zeit setze ich mit Bedacht einen gegenläufigen Akzent auf meine eigenen gedanklichen Experimente und Anliegen.In letzter Zeit habe ich zudem wieder begonnen, die Digitale Kunst als Gedanken-Spielwiese zu entdecken und verwirkliche meist fotobasierte Bildideen – ohne hochfliegenden Anspruch, und mit stark intuitivem Ansatz: Diese Kompositionen erwachsen grundsätzlich aus Elementen, Szenen und Materialien der Natur.

Neben allem schätze und brauche ich Ruhepausen: An schönen Tagen findet man mich gerne in Parks oder Museen. Öfter bin ich auch in Deutschland unterwegs – und gelegentlich packt mich das Fernweh nach Südeuropas Sonne.

Sofern Sie sich für meine Arbeit, meinen Lebenslauf auf Rädern oder eines der hier präsentierten Projekte näher interessieren: Sprechen Sie mich gerne an.

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Stand: 6/2020 (in Fortsetzung)